Wir haben uns in den letzten Jahren daran gewöhnt, von Sportlern zu hören, die zu tief in die große Kiste der chemikalischen Hilfen gegriffen haben. Es scheint schon so, dass das Doping in vielen Sportarten einfach dazu gehört.
Im Boxsport war dies bis jetzt noch nicht so bekannt, bis ein aktueller Weltmeister überführt wurde. Manuel Charr wurde positiv getestet, was seine Karriere auf einen Schlag beenden könnte. Bei einer Probe wurde bei ihm Epitrenbolon gefunden, das früher in der Tiermast eingesetzt wurde und Drostanolon, das bei der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird. Die Proben wurden von der anerkannten freiwilligen Kontrollagentur „Voluntary Anti Doping Association“ vorgenommen.
Heute stellt sich natürlich die Frage, wie dumm Sportler sein müssen, immer noch auf verbotene Mittel zurückzugreifen, wenn sie wissen, dass sie vielleicht getestet werden. Natürlich behauptet Charr, dass er nie bewusst verbotene Medikamente eingenommen hat. Er sei fassungslos, dass solche Werte bei ihm festgestellt wurden.
Die bei ihm gefundenen Anabolika gehören aber zu dem absoluten Hardcore Doping, mit dem das Muskelwachstum gefördert wird. Auch wenn Charr keine Erklärung dafür hat, sind die gefundenen Substanzen natürlich genau auf den wichtigen Aufbau der Muskeln für Boxer ausgerichtet. Er will auf jede Fälle die Ergebnisse der B Probe abwarten, die automatisch gemacht wird, wenn eine Probe positiv getestet wird.
Während Charr noch als mögliche Ursache seine Besuche in verschiedenen Restaurants sieht, hat sein Management erklärt, das es schockiert über die Nachricht sei. Sein Management und sein Promoter können sich anscheinend nicht erklären, wie es zu den positiven Proben kommen konnte.
Das ist nicht der erste Skandal des syrischen Boxers. Er ließ sich schon im November letzten Jahres als erster deutscher Schwergewichtsmeister nach Max Schmeling feiern, wobei er ganz vergaß, dass er gar keinen deutschen Pass besitzt. Obwohl er das vor der Presse versicherte. Anscheinend reiht sich das Doping auch in die Reihe des offensichtlichen Vergessens ein!
Der Sportler hat eine sehr bewegende Geschichte, die ihn bei deutschen Fans sehr beliebt gemacht hat. Der Syrer wuchs in einfachen Verhältnissen im Libanon auf. Er hatte sieben Geschwister, die alle Waisen wurden, als ihr Vater getötet wurde. Die Familie schaffte es aber, ins Ausland zu fliehen und konnte 1989 in Deutschland um Asyl bitten. Seine Jugend verbrachte er in Essen.
Aber schon 2006 fiel er negativ auf, als er einen Mann bei einer Schlägerei mit einem Messer verletzte. Er wurde wegen versuchten Totschlags angezeigt, man sprach ihn aber aus Mangel an Beweisen frei. Er wurde aber aus dem Sauerland-Boxverein ausgeschlossen. Im letzten Jahr von Vitali Klitschko trat er gegen ihn an, verlor aber den Wettkampf.
2015 wurde der Sportler an einem Imbisswagen angeschossen und bekam zwei künstliche Hüftgelenke eingesetzt. Obwohl ihm damit ein vorbildliches Comeback gelang, kann der Dopingverdacht ihn nun seine Karriere kosten.
Der berühmte Boxer Graciano Rocchigani, der Charr auch eine Zeit lang trainierte, behauptet, das die Behauptung, ihm seien die Anabolika ins Essen geschüttet wurde, einfach nur lächerlich sei. Außerdem behauptet er, das Charr keinen wichtigen Kampf gewinnen musste, um Weltmeister zu werden. In den letzten sieben Kämpfen um den Weltmeistertitel hatte er dreimal wegen K. o. verloren. Der Gewinn gegen Alexander Ustinow sei einfach nur lächerlich gewesen, da dieser schon seit Jahren nicht mehr geboxt habe. Auch der nächste Kampf hätte kein Niveau gehabt, da Oquendo schon 46 Jahre alt sei.
Im Moment gibt es laut Rocchigani einfach keine guten Kämpfer mehr in der WBA.